Folget, Christus geht voran!

Der Weg der Kirche durch Kreuzesnot zur Auferstehung

Das Kommen des Messias vollzog sich in einer anderen Weise, als es sich viele gedacht und erwartet hatten. Zwar war es den Menschen durch die Propheten klar, dass Gottes Plan mit Seinem Volk, der durch die Untreue der Menschen so oft durchkreuzt und in Gefahr geraten war, endlich zur Vollendung geführt werden sollte. Die meisten erwarteten sich in diesem Zusammenhang aber nur einen starken Herrscher, der Israel aus allen politischen und zeitlichen Nöten befreien sollte.
Gottes Plan und Gottes Liebe übersteigt jedoch alle menschliche Vorstellungskraft. Welch armselige „Erlösung“ wäre es gewesen, wenn Gottes Sohn nur das getan hätte, was sich viele Menschen und religiöse Führer zur Zeit Jesu vom kommenden Erlöser erwartet und erträumt hatten! Wäre es wirklich ein „Reich des Himmels“ geworden, wie es der Name verspricht, hätte Christus nur für die Veränderung irdischer Machtverhältnisse gekämpft, wie es bis heute so manche meinen und sich anscheinend damit sogar zufrieden geben?
Wer die Not der Menschen nach dem Sündenfall ernst nimmt, der kann sich mit einer solchen „Frohbotschaft“, wie sie die kurzsichtigen Menschen immer wieder formulieren, nicht abfinden. Steht der Mensch in der Verantwortung der Wahrheit gegenüber, so geht es um viel mehr. Nicht die äußere politische Not war und ist das eigentliche Übel und die wahre Bedrohung. Schon die Propheten des Alten Bundes beschrieben diese Not nur als eine Folge einer viel tieferen geistigen Misere, in die sich das Volk und vor allem seine Führer durch ihre Treulosigkeit Gott gegenüber begeben hatten.
Auch heute erleben wir eine tiefe geistige Not der Menschheit, die durch die Not der Kirche und durch Untreue von „Christgläubigen“ und ihren vorgeblichen Führern verschärft, ja teilweise auch verursacht ist. Die in unseren Tagen publik gewordenen Missbrauchsfälle sind dabei nur wie die Spitze eines Eisberges im Hinblick auf den Missbrauch des geistlichen Amtes, den wir seit Jahrzehnten erleben müssen, über den kaum gesprochen wird, der aber für die geistliche Not von unermesslich vielen Seelen in unserer Zeit verantwortlich ist.
Und auch heute ist es so, dass wir nicht auf menschliche Hilfe oder einen menschlichen Wunderhelden warten sollen oder können. Auch heute geht es um viel mehr als nur um kirchenpolitische Berechnung. Auch heute ist es Gott selbst, der eingreifen muss und der eingreifen wird, wenn die Zeit erfüllt ist. Auch heute zählt nicht das, was Menschen denken, sondern was Gott tut und sagt.
Christus ist auch heute bei uns, leidet unter uns und für uns. Wie damals können und sollen auch wir Ihn nicht allein lassen, wie damals ruft Er uns auch heute, Ihm auf Seinem Kreuzweg zu folgen und mit Ihm auch unser Kreuz in Liebe zu tragen. Durch Seine Liebe hat Jesus Christus Tod und Teufel besiegt, in Seiner Liebe ruft Er auch heute zur Rettung vor allen finsteren Kräften, denen wir heute ausgesetzt sind!
Der Riss, der Gott und Seine Geschöpfe voneinander trennte, konnte nur durch Gottes gnadenhaftes Kommen überwunden werden! Der liebe Gott will aber auch unser Mitwirken in der Liebe!
Und so geschieht das Wunder der Überwindung des Bösen auch heute in einer oft verborgenen, jedoch durchaus realen Weise. Überall dort, wo Christen sich in Treue um ihren Herrn und Meister scharen, ist Gottes Reich lebendig und erfahrbar. Überall dort, wo die Treue aufgegeben wird, verfällt die Kirche und die wahre Einheit im Glauben.
Die Treue zu Christus, der uns die Liebe Gottes geoffenbart und uns durch Seine Gnade in der Taufe mit ihrem Licht erfüllt hat, ist das eigentliche Kriterium wahrer Katholizität und Kirchlichkeit. Nur in der Glaubenstreue Ihm gegenüber kann man Glied oder Hirte Seiner Kirche sein! Das gilt seit den Tagen der Apostel und das kann auch niemals anders sein.
Im Kampf für den wahren Glauben kann es nicht um Machtfragen gehen, sondern um die Treue Christus gegenüber! Nur in der Treue zu ihrem Herrn kann Seine Kirche in wahrer Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität erstrahlen!
Christus hat Seine Apostel und ihre Nachfolger mit großer Vollmacht für ihre Sendung ausgestattet. Dennoch üben sie ihr Amt der Stellvertretung Christi nur aus, wenn sie selbst Christus die Treue halten und mit Seiner Stimme sprechen. Wo die wahre Treue zu Christus nicht gelebt wird, entsteht unvermeidbar Wirrwarr und Verwirrung, wie wir es heute so schmerzhaft erleben.
Wollen wir dieser Verwirrung entgehen, müssen wir uns wieder mit ganzem Herzen Christus zuwenden, in unseren Gebeten, aber auch in unserem Verhalten. Nur Sein Heiliger Geist kann uns helfen, als getaufte Glieder Seiner Kirche immer wahrhaft einig, heilig, katholisch und apostolisch sein und bleiben zu können.
So müssen und wollen wir uns bemühen, die Stimme Christi zu hören und ihr zu folgen, nicht einer fremden Stimme - in Lehre und Theologie, in der Moral, bei der Verwaltung der Sakramente und in der Liturgie (z.B. bei den Wandlungsworten) usw.
Niemand kann im Gegensatz zu der Kirche, die Christus gestiftet hat, eine andere, neue Kirche „basteln“, auch wenn das seit Beginn des Christentums immer wieder versucht wurde und auch heute vielfach versucht wird. Jeder, der am Reich Gottes, das uns Jesus Christus gebracht hat, interessiert ist, muss auch an der Treue zu Christus im Heiligen Geist, in der geoffenbarten Liebe Gottes, interessiert sein. Anders ist Seine Kirche gar nicht denkbar.
Hier zeigt sich ein einfacher, jedoch zutiefst geistlicher Weg aus der Krise jenseits aller menschlicher Berechnung und kirchenpolitischer Bemühung. Wo immer wir uns als Jünger Christi auch befinden, sind wir alle, wenn uns die Liebe Gottes am Herzen liegt, zur Treue dieser Liebe gegenüber gerufen, auch wenn dies im Gegenwind der menschlichen „Klugheit“ oft großen Mut und das Gebet um das Licht des Heiligen Geistes erfordert.
Alle unsere Schwierigkeiten dürfen wir Gottes Weisheit und der übernatürlichen Kraft des Heiligen Geistes anvertrauen. Wir müssen unsere Schwierigkeiten nicht allein durchstehen, auch heute nicht. Christus selbst ist immer schon vorangegangen und wartet auf uns. Mit Maria und allen Heiligen dürfen wir zu Ihm kommen, der alles für uns und unser Heil gegeben hat. Er will nicht das Verderben der Menschen, sondern unser Heil, wie Er es schon im Alten Testament immer wieder verheißen hat.
Er lässt uns teilhaben, nicht nur an den Gnaden Seines Kreuzes, sondern auch an den Freuden Seiner Auferstehung! Er will das Leben Seiner Geschöpfe, erst recht Seiner Kirche, die Er bis zum Ende der Zeit vor den Pforten der Hölle bewahren wird, auch wenn sie vielen Gefahren und Verfolgungen, sei es von innen oder von außen, ausgesetzt bleibt!
Wenn die Not unüberwindlich erscheint, ist jeder einzelne zum unaufhörlichen Gebet und zu einer besonders bewussten Nachfolge Christi gerufen. Nur wenn jeder, dem an der Liebe Christi etwas liegt, wo immer auch sein Platz in der Kirche Gottes ist, sich um die Treue zu Ihm in allen Bereichen des Lebens bemüht, kann die Kirche sich wieder aus ihrer Bedrängnis erheben und können alle Spaltungen, die der Widersacher Christi unter den Christen immer säen will, beendet werden.
Wir gehen unseren Weg, der oft auch ein Kreuzweg ist, nicht allein! Christus geht uns voran! Wir aber sollen Ihm in Treue nachfolgen! Nur so kann die Kirche aus dieser schweren Krise, aus diesem Todeskampf, den sie in dieser biblischen Endzeit durchleben muss, wieder in neuem Glanz erstehen und zur Freude der Auferstehung in einem neuen Leben in Christus gelangen!
Maria und alle Engel und Heiligen mögen mit uns darum bitten und uns in unserem Bemühen um die Liebe und die Wahrheit im Heiligen Geist unterstützen!

Thomas Ehrenberger

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